Flexible Arbeitszeiten, flexible Arbeitsorte, Zuschüsse etc pp – es scheint kaum etwas zu geben, was noch nicht umgesetzt wurde, um Arbeitnehmer an Unternehmen zu binden. Im Folgenden wollen wir einen kleinen Überblick über die aktuelle Landschaft der Angebote für Arbeitnehmer aufzeigen und einen Ausblick in die Zukunft wagen.
Mit (relativ) jungen Unternehmen wie Ebay, Facebook, Google und Co. kam vor einigen Jahren ordentlich Bewegung um den Kampf der besten Arbeitnehmer. Das davon nicht nur die betroffenen Spitzenkräfte profitieren, sondern ein ganzheitlicher Wandel auf dem Arbeitsmarkt stattfindet, scheint klar auf der Hand zu liegen. Ein weiterer wichtiger Treiber ist die demographische Entwicklung in den Industrieländern, in denen immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Arbeitnehmer zur Verfügung stehen. Entsprechend kämpfen Unternehmen mittlerweile nicht mehr nur um die Spitzenkräfte, sondern generell um Personal.
Einen ersten wichtigen Punkt haben wir bereits erwähnt: Bei vielen Stellen, vor allem in der Verwaltung, ist es mittlerweile gängig seine Arbeitszeit flexibel zu gestalten. Das reicht von Gleitzeitregeln mit Kernzeiten bis hin zu groß angelegten Zeitkonten, auf denen die Arbeitnehmer ihre Überstunden aufschreiben können, um bspw. für einen längeren Urlaub gesammelt abbauen zu können. Auch ist dies eine gute Möglichkeit für Väter und Mütter ihre Betreuungszeiten für ihre Kinder aufeinander abzustimmen. Andererseits geben die flexiblen Arbeitszeitmodelle „kinderlosen“ Arbeitnehmern die Möglichkeit ihre Arbeit mit ihren Freizeitaktivitäten aufeinander abzustimmen. Vorsicht sei hier nur geboten wirklich auch eine klare Grenze zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen, denn diese Flexibilität kann auch negative Einflüsse haben, indem man stets flexibel zur Verfügung stehen muss.
Ähnlich wie man seine Arbeitszeit flexible gestalten kann, wird es immer gängiger auch seinen Arbeitsort flexibel wählen zu können. Hier reicht das Angebot über gelegentliche Heimarbeit zur besseren Betreuung der Kinder während Krankheitstagen, zu regelmäßigen und vollständigen Homeofficeangeboten. Unternehmen versprechen sich von diesen Angeboten bspw. eine geringere Krankenrate, da sie davon ausgehen, dass Arbeitnehmer eher einen Tag von zu Hause aus arbeiten, bevor sie zum Arzt gehen, weil sie sich nicht wohl fühlen ins Büro zu gehen. Ein weiterer Aspekt, der aus Unternehmenssicht für Homeofficeangebote an seine Arbeitnehmer spricht, ist die Kosteneinsparung für vollmöblierte Büroräume. Dies bedeutet allerdings, dass sich die Arbeitnehmer entsprechend zu Hause einrichten müssen. Im Prinzip werden die Büromöbel also nicht völlig abgeschafft, es verlagert sich eher ihr Stellplatz von Bürogebäuden in die private Umgebung der Arbeitnehmer. Auch bei der Einrichtung des Homeoffice gibt es Unterschiede. Während der eine Arbeitnehmer vollständig bei der Einrichtung des Homeoffice unterstützt wird, muss ein anderer die Kosten selbst dafür tragen. Das ist je nach Unternehmen und Stellenangebot unterschiedlich. Aber auch hier sei Vorsicht geboten, denn eine Verlagerung des Arbeitsortes in die eigenen vier Wände lässt Arbeit und Privatleben leicht miteinander verschwimmen. Arbeitnehmer sollten also unbedingt eine Grenze ziehen, um die Arbeit nicht gänzlich in ihr Privatleben hereinzulassen. Eine Möglichkeit kann bspw. sein einen extra Raum als Homeoffice für die Arbeit zu deklarieren und diesen auch nur zu betreten, wenn man tatsächlich für die Firma aktiv ist.
Viele Firmen bieten ihren Arbeitnehmern Zuschüsse und Rabatte verschiedener Art. Zuschüsse kann es bspw. bei der privaten Rentenvorsorge oder bei Bausparverträgen geben. Rabatte werden meist für eigene Waren und Dienstleistungen angeboten. Allerdings können Arbeitnehmer auch von Rabatten profitieren, wenn ein Unternehmen anstelle seiner Arbeitnehmer Rabatte mit anderen Unternehmen aushandelt – bspw. könnte ein Unternehmen einen Rabatt für ein Membership bei bestimmten Clubs (Fitness, etc.) aushandeln und an seine Mitarbeiter weitergeben. Unternehmen können Zuschüsse bestimmter Art auch steuerlich geltend machen, sodass die Nettokosten geringer sind als der tatsächliche Nutzen für die Mitarbeiter. Das geht dann in die Richtung „Win-Win-Situation“.
Die oben aufgeführten Punkte repräsentieren das Spektrum an Angeboten für Mitarbeiter nur rudimentär und sollen lediglich eine Idee davon geben, was denn überhaupt möglich ist. Möglich ist sicher aber noch viel mehr, vieles davon auch bereits umgesetzt bzw. mindestens als Versuch gestartet worden. Bspw. könnte es auch denkbar sein, dass durch fortschreitende Entwicklung im technologischen Bereich eine dezentrale Zusammenarbeit in der Form möglich ist, dass sich Arbeitnehmer auch ihren Wohnort frei wählen und dennoch für ihre Firma arbeiten können (bspw. leben auf einer subtropischen Insel und am Strand liegend mit dem Laptop auf dem Schoß seine Arbeit verrichtend).
Wichtig ist nur im Hinterkopf zu wissen, dass es diese Angebote (meist) nicht gibt, weil die Unternehmen ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen. Diese Angebote für Arbeitnehmer liegen tatsächlich im Arbeitnehmermangel und den daraus entstehenden Wettbewerb um Arbeitskräfte begründet. Auch haben wir darauf hingewiesen, dass die demographische Entwicklung in Industrieländern auf eine noch verschärftere Situation in der Zukunft hindeutet. Bleibt allerdings abzuwarten, ob sich dies nicht durch die auflockernden Grenzen zwischen den Ländern im Rahmen der Globalisierung und dem technologischen Fortschritt ausgleicht und Angebote wie wir sie heute kennen nicht sogar irgendwann nur noch in Geschichtsbüchern zu finden sind.